Aus deutschen Dichtern gezogen. O. O. und Verlag, 1772. 16,5 x 11,5 cm. 80 Blatt. Halblederband der Zeit mit Rückenvergoldung.- Erste Ausgabe. »Klotzens abgeschiedener Seele gewidmet«.- Ludwig August Unzer, Dichter und Kunstrichter, geboren zu Wernigerode am 22. November 1748, † zu Ilsenburg am 13. Januar 1774. »[…] eine mehr oder weniger zusammenhängende Reihe von Schriften und Abhandlungen zur Kritik der deutschen Dichter und Dichtkunst begann Unzer schon als Student mit der Schrift: »Ueber die schönen Geister und Dichter des achtzehnten Jahrhunderts, vornehmlich unter den Deutschen« (Lemgo 1770). Dieselbe beginnt mit einer Aesthetik des Schönen und gibt dann eine vergleichende und beurtheilende Uebersicht der schönen deutschen Litteratur. Wenn sein Urtheil noch weniger gereist ist, Franzosen und Engländer noch mehr als später vor den Italienern zu ihrem Rechte kommen, auch Gellert viel besser wegkommt, als später, so entspricht das der frühern Abfassung der Schrift und einer von U. selbst bezeugten Geschmacksänderung. Aber seine epochemachende Hauptschrift ist der von ihm ausgegangene mit Mauvillon geführte Briefwechsel: »Ueber den Werth einiger Deutschen Dichter und über andere Gegenstände den Geschmack und die schöne Litteratur betreffend« (Erstes Stück, 312 S., 1771, Frankfurt und Leipzig. Zweites Stück, 254 S., 1772. ebd.). […] Als U. mit Mauvillon durch den Briefwechsel über den Werth einiger deutschen Dichter jenen kühnen und verwegenen Wurf gethan hatte, wurde er zwar von der Kritik sehr stark mitgenommen, aber er plante nicht nur eine Fortsetzung dieses Unternehmens, sondern die ehrende Anerkennung, die jene That zwar nur durch einzelne aber sehr gewichtige Stimmen fand, veranlaßte ihn, jenen Briefen alsbald eine weit verwegenere Schrift folgen zu lassen, die er mit stolzen, übermüthigen Worten einleitet, worin er seine Absicht ausspricht, die litterarische Kritik im Sinne eines Bel Esprit, gewissermaßen wie Gebäck zum Nachtisch aus den Studirzimmern der Gelehrten in die große Welt einzuführen. Dieses Gebäck, das unter dem Titel: „Devisen auf Deutsche Gelehrte, Dichter und Künstler. Aus deutschen Dichtern gezogen“ (1772, 10 Bg.) auf den Markt der Oeffentlichkeit hinausgeschleudert wurde, enthält auf einseitig bedruckten Blättern nur Stimmen oder Urtheile über deutsche Künstler, Gelehrte und Dichter, von denen nicht zu leugnen ist, daß manche auf die betreffenden Personen sehr gut passen, während andere durch das Neckische überraschen. Dennoch war die gesammte Kritik mit gutem Grunde empört über eine so leichtfertige Behandlung eines sehr großen Theils der zeitgenössischen deutschen Dichter und Litteraten. Hatte ihn infolge der kritischen Briefe von verschiedenen Seiten ein scharfer Wind der Kritik angeweht, so erregten die Devisen einen wahren Sturm der Entrüstung. Zwar suchte U., der in so übermüthig herausfordernder Weise diese Sammlung in die Oeffentlichkeit gegeben hatte, die Urheberschaft sogar vor seinen nächsten Freunden zu leugnen und schob als Strohmann einen unauffindbaren ‘gewissen’ Richers oder Richert in Ebeleben bei Sondershausen als angeblichen Verfasser vor, empfahl auch, als der einzige der dies that, die Devisen in mehreren Blättern. Aber sein Leugnen half ihm nicht. Zeitweise|waren selbst die treuesten und nachsichtigsten Freunde, ein Clamor Schmidt, Göckingk, Benzler gegen ihn verstimmt und das Bundesbuch des Halberstädter Dichterkreises, die ‘Büchse’, brachte ein bitteres Epigramm auf U. und Mauvillon. der als Mitarbeiter an den Devisen galt.« (Dt. Biographie, Bd 39).- Blatt vor dem Titel (ohne Text) zur Hälfte ausgeschnitten. Letztes Blatt mit Eintragungen von alter Hand. Schönes Exemplar der seltenen Schrift.
[Ludwig August Unzer]. Devisen auf deutsche Gelehrte, Dichter und Künstler.
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Kategorien: Alte Bücher, Literatur
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